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Der Geschmack von Kullerpfirsich - Hanna Roos

Vielen lieben Dank, dass ich dieses Buch innerhalb einer Leserunde lesen und diskutieren durfte. Ein grosser Dank geht an Hanna Roos, die die Leserunde moeglich machte.

Inhalt:
Frau Dr. Julia Rose ist Lehrerin an einem Berliner Gymnasium, lebt mit ihrem Mann Klaus-Peter, Arzt, in einem Mietshaus und ist eine vor Leben spruehende Powerfrau. Doch bald wird sie ihren Grenzen ausgesetzt, steht kurz vor einem Burnout und ihr droht alles zu entgleiten. Denn ihre Mutter Ingelore leidet seit einer gewissen Zeit unter Demenz, ihr Bruder Robert lebt im weit entfernten Muenchen und laesst sich nie blicken und ihr auch mit Klaus-Peter laeuft es schon lange nicht mehr rund. Julia ist mit ihrer Situation ueberfordert: fuer Ingelore reisst sie sich ein Bein aus, die sich mit Vorwuerfen bedankt, Klaus-Peter begeht eine Affaire mit seiner Anaesthesistin und die ihr versprochene Theatergruppe der Schule, soll nun jemand anderes uebernehmen. Julia ist verzweifelt. Doch dann taucht Wolfgang auf, ihr Engel in der Not?

Meinung:
Dieses Buch war einfach klasse. Der Schreibtstil ist toll, er laesst sich sehr leicht und fluessig lesen und schlaegt neben einem humorvollen auch einen sehr ernsten Ton an. Es wird aus Julias Sicht geschrieben, was ich sehr passend fand, da man als Leser so einen direkten Einblick in ihre Gefuehlswelt und ihre Gedanken und Emotionen hat. Die Gefuehle werden perfekt uebertmittelt und total authentisch beschrieben. Ich konnte Julia verstehen und habe oft mit ihr mitgelitten, mitgelacht und mitgeweint. Ich konnte ihre Ueberforderung, ihr schlechtes Gewissen, ihren Kampfgeist stets nachvollziehen und habe mich ihr sehr nahe gefuehlt.

"Die Last meines schlechten Gewissens droht mich zu erdruecken."

Neben den ernsten Situationen, die Szenen, in denen Ingelore demente Schuebe hat und Julia schlichtweg am Ende ist und einfach nicht mehr kann - die ich sehr ueberzeugend fand - gibt es auch immer mal wieder lustige und humorvolle Momente, die mich zum Schmunzeln, gar zum Lachen gebracht haben. In diesem Buch wird definitiv mit den Emotionen der Leser gespielt, man lacht, man ist wuetend, man schuettelt den Kopf, man weint, man ist geruehrt, einfach alles. Das liegt an den sehr realistischen und detaillierten Beschreibungen von Julias Leben und Emotionen.

"Kurzum, ich kuemmere mich quasi seit der ersten OP darum, dass ihr Leben nicht aus den Fugen geraet."

Julia als Charakter hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine Powerfrau, eine Perfektionistin und kann es einfach nicht einsehen, dass sie mit der Situation ueberfordert ist. Sie muss es allen - vor allem sich selbst - immer recht machen und geht daran langsam zugrunde. Trotzdem verliert sie nie ihren Humor, lacht ueber sich selber, tritt in Fettnaepfchen und ist sich fuer nichts zu schade. Diese Balance fand ich klasse. Natuerlich war sie manchmal nervig, aber welcher Mensch ist schon perfekt?

Das Buch lebt durch ueberraschende Zwischenfaelle, die man so nicht erwartet und auch nicht vorhersieht. Den Fokus der Geschichte bildet die demenzkranke Ingelore, obwohl Julia die Protagonistin des Buches ist. 

Obwohl ich niemanden in meiner Familie und in meinem Bekanntenkreis habe/kenne, der Demenz hat bzw. eine Person, die sich um jemand an Demenz erkrankten Menschen kuemmern muss, kann ich mir gut vorstellen, dass diese Personen die eine oder andere Szene aus dem Buch wiedererkennen und vorstellen koennen. Ich denke, dass sich viele mit Julia identifizieren koennen und so einige gute Tipps und Ratschlaege aus dem Buch mitnehmen koennen.

Fazit:
Tolle Geschichte, die zwischen Humor und Ernst fein ausbalanciert. Toller Schreibstil, der einen gefuehlsmaessig mitreisst. Obwohl ich 24 bin und mit dem Thema eher wenig zu tun habe, habe ich mich sehr gut unterhalten gefuehlt und dennoch den Ernst der Lage erkannt. Dieses Buch kann ich echt nur jedem empfehlen! Ich kann dem Buch gar nichts anderes ausser 5 von 5 Sterne geben.

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